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Proteinreiche Desserts

Legen Verbraucher beim Kauf von Joghurts und Desserts Wert auf Produkte mit hohem Proteingehalt? Dieser Fragestellung ist das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Lebensmittelzeitung im Jahr 2021 nachgegangen. Demnach war der Geschmack das maßgebliche Kaufkriterium für 93 Prozent der befragten Teilnehmer. Ein hoher Proteingehalt bei Desserts und Joghurts ist hingegen für 42 Prozent der Befragten wichtig.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das Merkmal „hoher Proteingehalt“ für 58 Prozent der Befragten keine Rolle beim Kauf spielt. Höher rangieren Merkmale wie „ohne Zuckerzusatz“, „Mehrwegverpackung“ und „Bio“.

Laut Angaben des GfK Consumer Index steigt die Beliebtheit von Milchprodukten beim Verbraucher. 2020 haben Milchgetränke und Fertigdesserts vor allem vom Proteintrend profitiert. Innerhalb dieser Produktkategorie zeigte sich ein Umsatzwachstum von 25 Prozent auf Jahressicht, 2020 wurde sogar ein Plus von 44 Prozent erzielt. Im Jahr 2022 hat sich der Trend zu Protein-Produkten der Weißen Linie etwas abgeschwächt und verzeichnete zwischen Januar und Juli „nur“ ein Umsatzwachstum von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei zeigten sich vor allem Preissteigerungen für das Plus verantwortlich, so die GfK. Während sich der Umsatz bei Protein-Joghurt zuletzt rückläufig entwickelte, legten Protein-Milchgetränke überdurchschnittlich zu. Wachstum konnte zudem bei den Handelsmarken festgestellt werden. Der Protein-Trend in Deutschland scheint damit ungebrochen, wenngleich er sich gegenüber den Vorjahren abgeschwächt hat.

Was bedeutet hoher Proteingehalt?

Die EU-Verordnung 1924/2006 legt europaweit einheitliche Anforderungen über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben (Health Claims) von Lebensmitteln fest. Demnach dürfen Produkte als „Proteinquelle“ gekennzeichnet werden, wenn auf den Proteinanteil mindestens zwölf Prozent des gesamten Brennwerts eines Lebensmittels entfällt. Bei Produkten mit einem „hohen Proteingehalt“ muss der Proteinanteil mindestens 20 Prozent des gesamten Brennwerts des Lebensmittels ausmachen. Ein High-Protein Vanille-Pudding von Ehrmann enthält zum Beispiel 76 Kalorien pro 100 Gramm. Davon müssen mindestens 20 Prozent, in diesem Fall rund 15 Gramm, den Eiweißanteil ausmachen. Da ein Gramm Eiweiß etwa vier Kalorien liefert, müsste der Pudding mindestens 3,8 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm enthalten, um entsprechend beworben zu werden. Tatsächlich enthält der Pudding mit zehn Gramm Eiweiß sogar deutlich mehr Protein als für die Auszeichnung nötig wäre.

Folgt die Bio-Branche dem Trend?

Nicht alle Inhaltsstoffe eines High-Protein-Puddings sind bei der Herstellung von Bio-Lebensmitteln zulässig. Quelle: Birgit Rogge, AMI GmbH.

Mit zeitlicher Verzögerung ist auch die Bio-Branche auf den Proteintrend aufgesprungen – wenngleich mit einer deutlich kleineren Produktpalette bei Milchprodukten der Weißen Linie. So hat zum Beispiel die Andechser Molkerei Scheitz 2019 einen Bio-Skyr auf den Markt gebracht, danach folgte ein Protein-Joghurt mit demeter-Siegel im Mehrwegglas. Seit Oktober 2021 bedient zudem die Gläserne Molkerei den aktuellen Trend mit einem Bio-Protein Naturjoghurt. Beide Unternehmen greifen beim Produktdesign die bereits am Markt etablierte schwarze Farbgebung von Protein-Produkten auf.

Warum die Produktpalette an Bio-Protein-Produkten im Kühlregal bisher nur klein ist, zeigt unter anderem der Blick auf die Inhaltsstoffe eines High-Protein-Puddings. Demnach sind einige Zutaten laut EU-Öko-Verordnung nicht für die Herstellung von Bio-Lebensmitteln zulässig. Beispiele hierfür wären die Stoffe E 466 (Carboxymethylcellulose) und E 950 (Acesulfam-K), die bei der Herstellung von Desserts als Überzugsmittel, Trägerstoff von Aromen und/oder Verdickungsmittel sowie als Süßungsmittel eingesetzt werden. Laut Alexander Beck, Mitarbeiter des Büro für Lebensmittelkunde und Qualität (BLQ), besteht zudem die Frage, um welche Art von „natürlichen Aromen“ es sich bei diesem Protein-Pudding handelt. Denn für Bio-Lebensmittel sind nur bestimmte natürliche Aromen zugelassen.

Quelle und mehr Informationen: Proteinreiche Bio-Milchprodukte – ein Trend? (oekolandbau.de)

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