Manfred Sauer gründete die private, gemeinnützige, rechtsfähige Stiftung 2001. Er brachte nicht nur sein Vermögen ein, sondern vor allem auch das Paradigma seines Lebens, das seit seiner Rehabilitation bei Sir Ludwig Guttmann sein Movens ist: Die eigene Leistungsfähigkeit und Unabhängigkeit bewahren – so lange und so umfangreich wie möglich.

Konsequenterweise stellte Manfred Sauer deshalb auch die Manfred-Sauer-Stiftung unter den Leitgedanken „Die Leistungsbereitschaft Querschnittgelähmter fördern“. Sie will Menschen mit Querschnittlähmung dabei unterstützen, die eigenen Fähigkeiten zu entdecken und auszubauen und sich entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten und Begabungen realistische Ziele zu setzen.

Mit einem verunglückten Kopfsprung in die Themse erfährt das Leben von Manfred Sauer 1963 eine dramatische Wendung: Beim Anlauf kommt dem damals 19-jährigen Schüler ein Pudel in die Quere. Er weicht aus, springt von der falschen Stelle, und kommt auf einer Sandbank auf. Ein Unfall, der für ihn mit einer Querschnittlähmung endet.

Seine medizinische Rehabilitation erlebt Manfred Sauer im Stoke Mandeville Hospital nahe Oxford unter der Leitung des visionären Neurologen Sir Ludwig Guttmann. Der Spirit von Mandeville wird zur Triebfeder für den späteren Unternehmer. Sir Ludwig Guttmann arbeitet mit Behandlungsmethoden, deren Ziel es ist, Menschen mit Querschnittlähmung wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern. Ein Novum für die damalige Zeit. Als Prophetisch erweist sich, was der Arzt zu Manfred Sauers Vater sagt: „Ich mache ihren Sohn zum Steuerzahler“. Diese Einstellung – mit Tetraplegie ein leistungsfähiger Akteur zu sein – begleitet Manfred Sauer sein Leben lang und wird Teil seines persönlichen Antriebs.

Eine Querschnittlähmung bringt meist eine Blasenfunktionsstörung, oft einhergehend mit Inkontinenz, mit sich. Die Blaseninkontinenz alltagstauglich – also verlässlich, sicher und geruchslos – in den Griff zu bekommen, ist in den frühen 1960ern kaum möglich. Um dieses belastende Problem zu lösen, wird Manfred Sauer aktiv und arbeitet ab 1964 an der Weiterentwicklung des Kondom-Urinals. Bald kann er seine Innovation zum Patent anmelden. Die damalige Garagenfirma wird die Keimzelle der heutigen Manfred Sauer GmbH. Das alles geschieht in seiner Freizeit, neben der Lehrtätigkeit im 1965 neu errichteten beruflichen Rehabilitationszentrum der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg, dem Kurt-Lindemann-Haus.

1974 ist es soweit – Manfred Sauer verlässt den öffentlichen Dienst und wagt mit der Manfred Sauer GmbH den Sprung in die Selbstständigkeit. Der Kernidee des Urinal-Kondoms folgend, stellt das Unternehmen ab 1981 auch rollstuhlgeeignete Urin-Beinbeutel her. 1982 kommt die Manfred Sauer GmbH in ihrer Heimat an: In Lobbach bei Heidelberg bezieht das Unternehmen das erste Betriebsgebäude auf etwa 10 Prozent der Fläche des heutigen Geländes. Im Laufe der Jahre wachsen Produktpalette und Betrieb mit der Katheterentwicklung und -produktion. Heute ist die Manfred Sauer GmbH ein mittelständisches Unternehmen mit mehr als 360 Mitarbeitern, das seine medizinischen Hilfsmittel in die ganze Welt liefert. Produktion und Entwicklung sind und bleiben jedoch in Lobbach.

2001 gründet Manfred Sauer die Manfred-Sauer-Stiftung und bringt sein gesamtes Privatvermögen sowie seine Anteile an der Manfred Sauer GmbH ein. Zum einen kann er so die Nachfolge regeln. Zum anderen setzt er damit seinen Wunsch um, denjenigen etwas zurückzugeben, die seinen Erfolg möglich gemacht haben – Menschen mit Querschnittlähmung, die seinen medizinischen Produkten vertrauen.

Gegründet unter dem Motto „Leistungsbereitschaft Querschnittgelähmter fördern“ will die Manfred-Sauer-Stiftung zu einem barrierefreien Miteinander von Menschen mit und ohne Querschnittlähmung beitragen und Impulse für ein bewusstes Leben geben.